Donnerstag, 23. Februar 2012

Es ist gut, Anhalter mitzunehmen

Mit Deán Funes hatten wir zunächst gefremdelt, aber es zeigte sich als eine sehr freundliche, nette und aufgeschlossene Stadt. Angefangen beim Frühstück, wo wir in einem Café die üblichen Leckereien also überbackenen Toast und kleine Blätterteigteilchen, aßen.


Dann sind wir zur Tankstelle, und der Tankwart, ein junger, freundlicher Kerl, merkte sofort daß wir nicht von hier waren und zeigte uns alle Sehenswürdigkeiten in der Umgegend auf. Als wir ans Bezahlen gingen, mußten wir ins Büro, und da saß seine Oma und häkelte. Ich war begeistert und schaute ihr dabei zu, die Tochter (sicher auch schon mind. 60 Jahre alt) sah das  und als wir mit dem Vater vom Tankwart schwatzten (er hatte mal Bekannte aus Norddeutschland), ging sie zu der alten Dame, wechselte ein paar Worte und schon bekam ich das Handtuch geschenkt. Herrlich! Ich habe mich wahnsinning gefreut und zum Glück lag im Kofferraum noch ungeschmolzene Schokolade aus Deutschland und ich konnte mich ein wenig revanchieren. Das war ein tolles Erlebnis und ich war sehr gerührt!



Wir mußten noch zum Reifenservice, weil wir eine Unwucht hatten, und auch hier große Gespräche, unser Ersatzreifen wurde kontrolliert, alle Reifen nochmal gecheckt (alles kostenlos, wir hatten schon bezahlt!) und bekamen noch gute Ratschläge für die Weiterfahrt. Manchmal ist es einfach toll "Fremder" zu sein. :)

Die Straße führte uns am Rand eines ausgetrockneten Salzsees, die Salinas Grandes. José war hier vor 20 Jahren gewesen und hatte es sehr beeindruckend gefunden. Parallel zur Hauptstraße war eine kleine Straße in der Karte angegeben und es sah so aus, als ob diese zum Fahren einfach netter sei und vor allem direkt zur Saline führt. Schon beim Einbiegen war klar, nicht gepflastert und es wird etwas holprig werden. Für gut 10 km sollte das aber gar kein Problem sein. Sehr unbefahren sah sie nach dem Regen aus. Egal! Weiter!

Nach ca. 2 km sahen wir vor uns 2 junge Typen mit Rücksäcken und nach kurzer Überlegung und dem Erblicken des ausgetreckten Daumens hatten wir uns entschlossen die beiden mitzunehmen. Wenig später waren wir darüber mehr als erleichtert, denn nach den ersten "kleineren" Pfützen blieben wir letztlich trotz Anlauf in einem kleinen schlammigen "See" stecken. Die Jungs und ich raus aus dem Auto, raus aus den Schuhen und in wadenhohes, schlammiges, Wasser und schieben! José gab Gas und der Schlamm spritze in alle Richttungen, aber mit ein bisschen Anstrengung waren wir durch. Menschen und Auto völlig verdreckt :) Hach, DAS war mal Südamerikafeeling!  Im Auto haben wir aufgeregt über das Abenteuer gelacht und noch mittendrin hieß es wieder raus und schieben! Die Jungs waren klasse, ohne die beiden hätten wir auf dieser unbefahrenen Strecke alt ausgesehen.  Aber am allerbesten war, die Straße endete nicht in der Saline sondern führte uns direkt wieder zur Hauptstraße :)))



Bis zur Salzwüste waren es aber nur noch wenige Kilometer und endlich angekommen war es doch ganz anders als erwartet. Es muss in den Tagen vor unserer Ankuft irre geregent haben und so war von dem getrockneten, schimmernden Salzresten wenig zu sehen, dafür aber große Weiten die unter Wasser standen. Trotzdem ein ein schönes Erlebnis. Der Himmel über Argentinien ist immer irgenwie besonders. Hier war einfach grenzlos und wunderschön! Diese Weite, einfach toll!!

Schon gleich am Anfang der Saline sahen wir Arbeiter, die Salz in Säcke abfüllten. Es wird also trotz eigentlich stillgelegter Förderung immer noch ein wenig gewonnen. Sah mir nach kleinem Nebenverdienst aus. Auf jeden Fall war es bemerkenswert dort zuzusehen. Ein urarlter, völlig fertiger Laster war aufgebockt, so dass die Räder durchdrehen konnten und mit einem Band einen kleinen Brecher antreiben konnten. Die Fotos sagen sicher besser aus, was ich hier nicht so richtig in Worte fassen kann!




Die Jungs (20 und 22 Jahre) entschlossen sich bei uns zu bleiben und so hatten wir für den Rest des Tages, mit Ziel in Tafi del Valle, eine nette Begleitung. Wichtig, ich habe ihnen gleich erstmal die wichtigsten deutschen Schimpfwörter beigebracht  :))


Wir fuhren die ca 300 km bis wir in die Sierra Calchaquí kamen. Hier hatte es offensichtlich auch viel geregnet. Die Gegend war schon wieder ganz anders, neben der Straße undurchdringlicher, dichter Urwald (nicht mit Palmen und Lianen wie Dschungelbuch. Eher kleine Büsche und Bäume, die nicht besonders aussehen, bis man genau hinschaut. Sie sind gänzlich undurchdringlich und vor allem voller Stacheln und Schlingpflanzen), und überall hatten sich kleine Bäche und Wasserfälle gebildet. Die Straße führte einen steilen, kurvenreichen Hang über etwa 20 km am Ufer eines reißenden Flussen hoch. Schon so war es eine schwer zu befahrende Strecke, aber mittendrin plötzlich die Überraschung: ein Bauarbeiter mit einer roten Flagge regelte den Verkehr und ließ jeweils nur eine Spur durch. Als wir die Stelle passierten, wurde klar, warum: die halbe Straße war durch einen Erdrutsch weggerissen. Das passierte ein paarmal, und an manchen Stellen mußte man durch einen Bach, der die Straße durchquerte, durchfahren. An vielen Stellen gab es richtig dicke Steinbrocken, die offensichtlich in den Tagen davor runtergefallen waren. Es sah nicht ungefährlich aus. Aber wir hatten Glück: in der Gegenrichtung war der Stau mehrere Kilometer lang, wir hatten jeweils nur ein paar Minuten. Am nächsten Morgen war die Straße wieder gesperrt, weil noch ein Erdrutsch stattgefunden hatten - puh! Wie gesagt, ein Tag voller Südamerikafeeling!



Wir passierten auch das Ende der Welt...




So dauerte es bis in den Abend, als wir in Tafí del Valle ankamen. Hier, auf über 2.000 m, war es merklich kühler (im Tal hatten wir über 30 Grad gehabt, hier waren es 15) Ich war wirklich froh, dass wir die Straße vor der Dunkelheit passieren konnten. In Tafi hatten wir alle genug und waren froh am Ziel zu sein. Die Jungs haben uns hier verlassen und wir haben uns auf die Suche nach einem einigermaßen günstigen Hotel gemacht. Hier gar nicht so einfach denn es ist schon ein richtiger Touriort. Also für Touris aus Argentinien. Ausländer habe ich kaum gesehen.
Hotel gefunden und sogar mit WiFi. Die Nacht über war ich wieder einmal ziemlich schlaflos und froh über den Internetzugang. So konnte ich .mal wieder lange und ausgiebig mit Bernd chatten. Zu Hause läuft alles, immer wieder sehr schön zu hören :)!!!

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