Mittwoch, 18. April 2012

Rückflug

Ja, das war es dann auch. Es blieb nichts mehr zu tun, als die Koffer zu packen (was schon Schwerarbeit war) und zum Flughafen zu fahren. Zum Glück war der Flug erst um 14 Uhr, also hatten wir erst mal Zeit. Die war auch nötig!

Wir verabschiedeten uns von Josés Mutter und von der Haushälterin, und dann klingelte es schon an der Tür - der Nachbar war da.

Wir ließen unsere Koffer noch in Folie einpacken, und der Mann, der das machte, malte uns eine freundliche Sonne auf die Koffer. Die brauchten wir in Deutschland auch!



Der Rückflug von Sao Paulo bis Frankfurt war in einer Lufthansa-Maschine, was leider mit sich brachte, daß das tolle Filmunterhaltungsprogramm von TAM fehlte. Dafür war der Service viel besser, wir bekamen zusätzliche Drinks serviert, und das Essen war um Längen besser. TAM-Lufthansa: unentschieden!





Eine lange Reise war das. Hier kann man das deutlich sehen:
Aber man erkennt auch deutlich: das war nur ein kleiner Abschnitt. Es gibt noch jede Menge zu sehen! 2014 ist also klar, da ist Patagonien dran! :-)

Don Torcuato, Puerto Madero, Ituzaingó

Wir hatten nicht mehr allzuviel Zeit. José wollte noch zu einem kurzfristig organisierten Klassentreffen in Don Torcuato, einer Wohngegend in der Nähe vom Tigre. Leider war es zu kurzfristig, wir waren sozusagen die einzigen. Wir trafen Martín und seine Frau und Kinder, und es war wieder ein witziges Sprachdurcheinander. Martín konnte nur Spanisch, seine Frau war Englischlehrerin. Zwischendrin unterhielten sich alle auf Spanisch, manchmal zu dritt auf Englisch, zwischendrin schalteten wir auf Deutsch um - es funktionierte! Die beiden wohnten in einem schönen Haus mit wunderschönem Garten, auf dem sie einen echten, restaurierten Eisenbahnwaggon aufgestellt hatten. Gegen Abend kam auch Hernán, der Zwillingsbruder von Martín. Die beiden waren zusammen mit José in einer Klasse gewesen - 1974! Sie hatten sich bestimmt über 25 Jahre nicht gesehen, zuletzt als Teenager, und amüsierten sich köstlich über die Veränderung. Die beiden, obwohl eineiige Zwillinge, sahen ganz unterschiedlich aus, und doch ganz klar als Zwillinge zu erkennen.

Abends waren wir mit Frank verabredet, aber irgendwas kam dazwischen, so dass wir allein was unternahmen. Nicht viel, denn es war noch warm und José war nicht übermäßig fit.

Am nächsten Morgen mußten wir das Auto zurückgeben. Wir mußten es vollgetankt zurückstellen, und das brachte mir die einzige brenzlige Situation auf dieser Reise ein. Auf dem Weg zu Puerto Madero, wo die Autovermietung untergebracht war, sahen wir im Hafengebiet eine Tankstelle. Ich hatte auch einen Grill gesehen, gebaut aus einem alten Ölfaß, und dachte, ich mache ein Foto, während José tanken geht. Ich stieg also aus und fing an zu fotografieren.







Nach einer Weile wunderte ich mich, wo José blieb, an der Tankstelle war er nicht. Ich fühlte mich beobachtet und auch etwas unwohl, denn auf der gegenüberliegenden Straßenseite fing hinter einer Mauer ein Elendsviertel an. Da rief José an und sagte, die Tankstelle hätte nur Diesel gehabt, und er sei zu einer anderen gefahren, die etwa 800 Meter weiter hinten lag. Ich sagte, ich komme dir entgegen, und lief los. Parallel zu mir, auf der anderen Straßenseite, lief ein Typ auch los, der mich die ganze Zeit beobachtet hatte. Das gefiel mir gar nicht, und ich fing an zu joggen an - und fand es gar nicht lustig, als der auch zu joggen anfing und die Straßenseite wechselte. Ich rechnete mir aus, daß er mich in spätestens einer Minute eingeholt haben würde, und was dann? Aber José kam genau zur rechten Zeit: er hupte, bremste, ich kletterte über die Leitplanke, und weg war ich. Der Typ blieb mürrisch blickend zurück.



Später sagten uns mehrere Leute, an dieser Ampel sollte man nie aussteigen, eigentlich gar nicht erst anhalten, das sei gefährlich. Wir Spezialisten haben genau das Gegenteil getan...

Die Autovermietung hatte zu (es war Sonntag!), also mußten wir das Auto abstellen und den Schlüssel einwerfen. Um sicher zu gehen, daß keine Schäden nachträglich aufkamen, haben wir es von allen Seiten fotografiert, es sah nach Rosario blitzeblank aus! OK, die Frontscheibe hatte einen Steinschlag und das Nummernschild vorne war ab, aber nach 4600 km waren das doch vernachlässigbare Schäden :)

Da wir schon in Puerto Madero waren, haben wir uns ein bißchen umgeschaut. Sehr schick sieht es da aus, eine gelungene Wiederaufbauarbeit! Es gibt da viele Geschäfte (die alle zu waren, da Sonntag - zum Glück für die Kreditkarte!), einige Restaurants und Kneipen.







Hier holte uns Frank ab, mit dem wir verabredet waren, und wir fuhren zu seinem Haus in Ituzaingó, einem anderen Vorort im Westen von Buenos Aires. Wir verbrachten den ganzen Tag dort, waren zusammen essen (ich! Grillfleisch! Und es hat mir so gut geschmeckt!) und quatschten die ganze Zeit bis tief in die Nacht.





Dann war es Zeit aufzubrechen: am nächsten Tag stand schon der Rückflug an. Frank bot sich an, uns abzuholen und zum Flughafen zu bringen - eine sehr weite Fahrt für ihn, und wir lehnten ab, da Josés Nachbar seine Rente durch Taxifahren aufbessert, und wir hatten ihn schon bestellt.

Langsam, aber weiter gehts!

Am Tag darauf ging es José schon so gut, daß er durch die Gegend spazieren konnte. Wir haben einen Einkauf erledigt, und es sah gut aus, also machten wir uns daran, Buenos Aires zu erkunden - aber bitte sanft und behutsam :)

Wir hatten von einem Evita-Museum gehört und waren gespannt, wie es nun aussah. Es war in einem alten Herrschaftshaus untergebracht, das Ende der 40er Jahren als Kinderheim gedient hatte, eines der Projekte, die Eva Perón gegründet und gefördert hatte. Das Haus wurde vor ein paar Jahren zum Museum umfunktioniert und ist voller Bilder, Bücher, persönlicher Artikel Devotionalien. Dazu gibt es einige Räume, in denen die Arbeit und das Leben im Kinderheim dargestellt werden, Sehr interessant, ein wunderschönes Haus, und man kann ein bißchen der Faszination erahnen, die Evita damals bei den Menschen hervorgebracht hat. Ich hatte bei dem ganzen Prunk schon ein ambivalentes Gefühl!






Nach dem Museum schlenderten wir durch den Stadtteil Palermo (auf der Suche nach unserem Auto, das wir irgendwo abgestellt hatten!) und ich war wieder begeistert, wieviel Grün in einer so großen Stadt ist. An einem Park trafen wir wieder Menschenmengen, die einfach nur in der Sonne rumlagen oder tratschten oder Fußball spielten. Viele Hundehalter waren unterwegs!




Abends fanden wir dann ein Restaurant, bei dem wir draußen sitzen konnten. Der Arzt hatte José gesagt, daß er nur leichte Sachen essen sollte, maximal etwas mageres Fleisch wir Hühnerbrust. Das bestellte er auch - mitsamt einem Riesensalat und Pommes. Es ging ihm offensichtlich besser!