Mittwoch, 18. April 2012

Don Torcuato, Puerto Madero, Ituzaingó

Wir hatten nicht mehr allzuviel Zeit. José wollte noch zu einem kurzfristig organisierten Klassentreffen in Don Torcuato, einer Wohngegend in der Nähe vom Tigre. Leider war es zu kurzfristig, wir waren sozusagen die einzigen. Wir trafen Martín und seine Frau und Kinder, und es war wieder ein witziges Sprachdurcheinander. Martín konnte nur Spanisch, seine Frau war Englischlehrerin. Zwischendrin unterhielten sich alle auf Spanisch, manchmal zu dritt auf Englisch, zwischendrin schalteten wir auf Deutsch um - es funktionierte! Die beiden wohnten in einem schönen Haus mit wunderschönem Garten, auf dem sie einen echten, restaurierten Eisenbahnwaggon aufgestellt hatten. Gegen Abend kam auch Hernán, der Zwillingsbruder von Martín. Die beiden waren zusammen mit José in einer Klasse gewesen - 1974! Sie hatten sich bestimmt über 25 Jahre nicht gesehen, zuletzt als Teenager, und amüsierten sich köstlich über die Veränderung. Die beiden, obwohl eineiige Zwillinge, sahen ganz unterschiedlich aus, und doch ganz klar als Zwillinge zu erkennen.

Abends waren wir mit Frank verabredet, aber irgendwas kam dazwischen, so dass wir allein was unternahmen. Nicht viel, denn es war noch warm und José war nicht übermäßig fit.

Am nächsten Morgen mußten wir das Auto zurückgeben. Wir mußten es vollgetankt zurückstellen, und das brachte mir die einzige brenzlige Situation auf dieser Reise ein. Auf dem Weg zu Puerto Madero, wo die Autovermietung untergebracht war, sahen wir im Hafengebiet eine Tankstelle. Ich hatte auch einen Grill gesehen, gebaut aus einem alten Ölfaß, und dachte, ich mache ein Foto, während José tanken geht. Ich stieg also aus und fing an zu fotografieren.







Nach einer Weile wunderte ich mich, wo José blieb, an der Tankstelle war er nicht. Ich fühlte mich beobachtet und auch etwas unwohl, denn auf der gegenüberliegenden Straßenseite fing hinter einer Mauer ein Elendsviertel an. Da rief José an und sagte, die Tankstelle hätte nur Diesel gehabt, und er sei zu einer anderen gefahren, die etwa 800 Meter weiter hinten lag. Ich sagte, ich komme dir entgegen, und lief los. Parallel zu mir, auf der anderen Straßenseite, lief ein Typ auch los, der mich die ganze Zeit beobachtet hatte. Das gefiel mir gar nicht, und ich fing an zu joggen an - und fand es gar nicht lustig, als der auch zu joggen anfing und die Straßenseite wechselte. Ich rechnete mir aus, daß er mich in spätestens einer Minute eingeholt haben würde, und was dann? Aber José kam genau zur rechten Zeit: er hupte, bremste, ich kletterte über die Leitplanke, und weg war ich. Der Typ blieb mürrisch blickend zurück.



Später sagten uns mehrere Leute, an dieser Ampel sollte man nie aussteigen, eigentlich gar nicht erst anhalten, das sei gefährlich. Wir Spezialisten haben genau das Gegenteil getan...

Die Autovermietung hatte zu (es war Sonntag!), also mußten wir das Auto abstellen und den Schlüssel einwerfen. Um sicher zu gehen, daß keine Schäden nachträglich aufkamen, haben wir es von allen Seiten fotografiert, es sah nach Rosario blitzeblank aus! OK, die Frontscheibe hatte einen Steinschlag und das Nummernschild vorne war ab, aber nach 4600 km waren das doch vernachlässigbare Schäden :)

Da wir schon in Puerto Madero waren, haben wir uns ein bißchen umgeschaut. Sehr schick sieht es da aus, eine gelungene Wiederaufbauarbeit! Es gibt da viele Geschäfte (die alle zu waren, da Sonntag - zum Glück für die Kreditkarte!), einige Restaurants und Kneipen.







Hier holte uns Frank ab, mit dem wir verabredet waren, und wir fuhren zu seinem Haus in Ituzaingó, einem anderen Vorort im Westen von Buenos Aires. Wir verbrachten den ganzen Tag dort, waren zusammen essen (ich! Grillfleisch! Und es hat mir so gut geschmeckt!) und quatschten die ganze Zeit bis tief in die Nacht.





Dann war es Zeit aufzubrechen: am nächsten Tag stand schon der Rückflug an. Frank bot sich an, uns abzuholen und zum Flughafen zu bringen - eine sehr weite Fahrt für ihn, und wir lehnten ab, da Josés Nachbar seine Rente durch Taxifahren aufbessert, und wir hatten ihn schon bestellt.

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