Sonntag, 19. Februar 2012

Und los! Frankfurt - Sao Paulo - Buenos Aires

Aller Anfang ist schwer. Dieser wurde auch laut! In Frankfurt war eine Demo der lärmgeplagten Gegner des Flughafenausbaus, der ihnen nur ein Ruhefenster zwischen 23 und 5 Uhr gönnt. Sie protestierten dagegen - mit Lärm! Trommelnd, pfeifend, schreiend zogen sie in der Flughafenhalle und hielten ihre Parolen, Schilder und Plakate in die Höhe. Eigentlich eine unterstützenswerte Sache, aber sie kam zum schlechten Zeitpunkt - genau zwei Stunden vor unserem Abflug. Die Abfertigung dauerte etwas länger, vielleicht lag es auch daran, dass unsere Fluggesellschaft zwei parallel startende Flüge hatte, eins nach Rio und eins nach Sao Paulo. Jedenfalls wurden wir schon persönlich aufgerufen, als wir noch in der Schlange zur Passkontrolle standen, und als wir endlich das Flugzeug erreichten, ist es auch gleich losgerollt. Puh!
12.5 Stunden lagen jetzt vor uns. Eigentlich perfekt um noch einmal ausgiebig über die bevorstehende Reise zu plaudern und etwas zu planen. Aber nix da, wir hatten getrennte Sitzplätze. Einerseits richtig doof, andererseits auch gut, denn José startete mit einer fetten Erkältung und Antibiotika in die Reise, so konnte ich mich immerhin in dieser Zeit schon mal nicht anstecken.
Die Fluggesellschaft TAM macht das Reisen echt kurzweilig. Ein eigener Bildschirm und die Auswahl aus ca. 20 Filmen, diversen Musiktiteln und sogar Spielen lässt die Zeit sprichwörtlich im Flug vergehen :)
Um 5 Uhr in der Früh sind wir in Sao Paulo zwischengelandet und haben während der Wartezeit einen herrlichen Sonnenaufgang über Brasilien gesehen. 2 Stunden Pause und weiter zur letzten Etappe nach Buenos Aires.
Dort angekommen erst mal der Hitzeschock. 28 Grad feuchter Luft sind nicht wenig, vor allem wenn man von den Minusgraden in Deutschland kommt. Und das war erst um 10 Uhr morgens! Im Laufe des Tages steigerte sich das bis auf 37 Grad. Da war man über jeden Schatten, über jeden Aufethalt in einem Air-Condition eines Ladens  froh. Josés Freund Frank holte uns am Flughafen ab und brachte uns nach Florida zu Josés Mutter. Auch Josés Schwester Ana war zu Besuch, die Haushälterin auch, und es entstand sehr schnell ein witziger Sprachmix aus Englisch, Spanisch und Deutsch. Wir verteilten Gummibärchen und Schokolade und machten die Menschen glücklich :)
Die Eisdiele um die Ecke hatte eine Aktion, zwei Eis zum Preis von einem. Das konnten wir uns nicht entgehen lassen, wir konnten wählten zwischen zig Schokoladensorten, einingen Dulce de Leche-Variationen (eine leckere Milchkaramellcreme, die hier allgegenwärtig ist) und vielen verschiedenen Frucht-und Cremesorten. Das Eis wird nicht in Kugeln portioniert, sondern wird mit einem Spachtel auf die Waffel geladen. Das Eis ist entsprechend groß - und sooo lecker!
Trotz der Hitze mussten wir unbedingt eine Runde durch Florida gehen. Hier, in einem Vorort von Buenos Aires ca. 10km von der Stadtmitte entfernt, ist José aufgewachsen und zur Schule gegangen. Es ist wirklich ganz anderes als in der Stadt direkt.  Die Häuser sind kleine Eigenheime mit Gärten und hohen Zäunen vor der Tür. Ein bisschen erinnert es mich hier an Gran Canaria. Auffällig sind die verschiedenen Bauweisen der Häuser. Alle sehen unterschiedlich aus. Tolle aus Backstein mit Türmchen und Winkeln, andere verputzt und bunt angestrichen und ganz einfache schlichte Häuschen mit bunten Blumen im Garten. Das alles ergibt ein komplett anderes Bild des Ortes als man es in Deutschland gewohnt ist. Nicht zu vergessen die Bäume am Straßenrand. Viele gerade jetzt herrlich blühend.
Zwischen Eis und Abend ein kleines Nickerchen im Schatten. Was sich erste einmal wunderbar erholsam anhört, war in Wirklichkeit sehr warm und vor allem voller Mücken.  Wer neben mir ruht hat Glück, zumindest wenn es um Mücken geht! Die Bilanz dieses Nachmittages: José und Familie = 1    ich = ca. 20!
Empanadas gehören zu Argentinien ähnlich wie das Grillen, das wunderbare Eis und. Dulce de leche. Lecker Teigtaschen mit Füllungen nach Wunsch. Nee, das ist keine Calzone, das ist besser :) Nach ein bisschen Stärkung mit Empandas ging es zum Fluß. Keine Zeit für Jetlag!

"Der Fluß", so nennt man den Río de la Plata hier. Die Stadt liegt an seinem Ufer, und er ist Lebensader und Grenze gleichermaßen. Er ist so breit, daß man das andere Ufer nicht sehen kann, an der breitesten Stelle über 120 Kilometer! Hier ist der Hafen angesiedelt, und es gibt auch mehrere Segel- und Bootshäfen, die für die reicheren Menschen eine gute Erholungsmöglichkeit bieten. Die anderen müssen sich damit begnügen, einfach ans Ufer zu gehen und sich mit Grillen, Fußballspielen oder Joggen die Zeit zu vertreiben. Das haben wir getan: wir nahmen den 161er Bus und fuhren an ein Naherholungsgebiet am Ufer. Das war nicht unbedingt schön: alles war verdreckt und ungepflegt, und auch planerisch nicht besonders gut gelöst: stinkende Abwasserkanäle münden ungeklärt in den Fluß, direkt neben spielenden Kindern, die sich nicht daran zu stören schienen. Wir haben ein mittlere Menge großer Ratten gesehen, und dach einer recht kurzen Weile sind wir wieder umgekehrt - nah schon aber Erholung gleich Null. Danach waren wir fix und fertig und wollten nur noch ins Bett fallen - das davor allerdings noch aufgebaut werden mußte. Josés Mutter hatte extra ein Bett besorgt und anliefern lassen, und der Mann von der Möbelfirma war gerade dabei, es aufzubauen, als wir ankamen - mitten in der Nacht! Diensleistung wird hier großgeschrieben :)

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