Die Route sollte nicht genau der Hinreise entsprechen und irgendwie war in unserem Kopf schon klar, wir wollen noch einmal nach Villa Berna, denn ich wollte unbedingt reiten. Die Möglichkeit hätte es theoretisch schon in Salta gegeben, aber es war einfach viel zu heiss! Also suchten wir die zügiste Verbindung (Ruta 9) aus. Wir kamen an Jujuy und Salta vorbei und fuhren dann durch Tucumán. Eigentlich wollten wir diese Stadt meiden, man hatte uns aus verschiedenen Quellen gesagt, die Stadt sei reizlos, arm und ausserdem würde da "beidhändig geklaut" (tatsächlich war der einzige Vorfall, den wir mitbekamen, von dem deutschen Ehepaar aus Cafayate, ihnen war eine Tasche aus dem Auto geklaut worden, während sie an der Kreuzung standen). Aber die Strassenführung wollte es anders, und obwohl wir nicht durch die Stadtmitte fuhren, haben wir genug gesehen. Überall lag Müll herum, es gab große Elendsviertel am Stadtrand, es roch schlecht, und der Gipfel: ein totes Pferd lag einfach so am Straßenrand, mitten auf einer Brücke!
Wir fuhren schnell weiter, machten aber doch noch einen Schlenker über Termas de Río Hondo. Dieser Ort war so eine Überraschung auf der Reise!! Ein Badeort mit einem tollen See. Plötzlich mediterranes Feeling. Wow! Klar, wir waren genau zur Mittagshitze da. Das Wasser lud gerade aus diesem Grund zum Schwimmen ein, aber mein Sonnenbrand von Tafí war nach 4 Tagen endlich einigermassen abgeklungen und der See lag komplett in der Sonne und so habe ich dankend verzichtet und wir saßen mit Saft und eiskalter Cola im Schatten und genossen die Umgebung.
Ach ja, hier ist mir noch ein "Pinkelunglück" passiert. Ich erleichterte mich mangels Toiletten direkt an einem Schrein für den vor kurzem heilig gesprochen Gauchito Gil . Das Ding war hinter meinem Rücken und mir völlig entgangen. Somit habe ich das Pinkeln am Regierungsgebäude noch locker getoppt. Ich Held. Vielleicht bekomme ich hier noch nen Pinkelschrein. Wer weiss ;-)
So schön es hier auch war, wir mussten weiter. Es lagen noch viele Kilometer vor uns. Alles lief aber recht reibungs- und ereignislos. Die Hitze drückte, wir hatten den ganzen Tag über 37 Grad. Zum Glück hatten wir die Klimaanlage! Eigentlich hatten wir sie fast immer ausgestellt und die Fenster auf, aber hier war das nicht möglich. Bei Tank- oder Pinkelstopps dann immer der Hammerschlag, als man die Tür aufmachte! Selbst die Arbeiter auf einer Straßenbaustelle, die die Hitze wohl gewohnt sind, schienen sich davor zu fürchten.
Eine seltsame Erscheinung sahen wir auf mehereren Kilometern in der Provinz Santiago del Estero. Dort, mitten in der öden, leeren Pampa, waren Verkaufsstände für - Schildkröten! Die Leute schienen sehr stolz darauf zu sein, sie hielten immer eine lebende Schildkröte in die Hand, wenn Autos vorbeikamen. Wir fragten uns, wofür die wohl gedacht waren. Ob die Argentinier auch Schildkröten essen? Denn zum Haustiere kaufen war das definitiv eine zu weite Anreise. Nachdem wir etliche Stände passiert hatten, beschlossen wir, anzuhalten und nachzufragen. Zu spät: nach diesem Enstschluss kam kein Schildkrötenstand mehr. Wir werden dieses ungelöste Rätsel mit nach Hause nehmen!
Zwischendrin bin ich mal drei Stunden gefahren und dann kurz nachdem wir wieder tauschten wurde José schwummerig. War wohl doch ein bisschen viel. Also ich wieder an das Steuer. Pure Begeisterung, da es sich hier um das letzte Stückchen vor Villa General Belgrano handelte und sich die Strasse nett bergauf schlängelte. Dass es dunkel war, ist auch klar. Grrr, waren wir beide pappesatt als wir endlich ankamen. Die folgende Pizza war mehr als verdient.
Nach dem Essen die letzten Kilometer zu dem kleinen Häuschen in Villa Berna. Zwischen den Orten war es stockduster und wir hielten an und bewunderten den sagenhaften Sternenhimmel. So etwas habe ich bisher nur über der Wüste Australiens gesehen. Jenna hat gerade Sternenkunde in der Schule, schade, dass sie das nicht sehen konnte!
Das war die längste Strecke, die wir an einem Tag geschafft haben. Über 1000 km!
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